Montag, September 23, 2013

*Buchrezension* Alle sieben Wellen (Daniel Glattauer)


Kurzbeschreibung:
Erstens: Sie kennen Emmi Rothner und Leo Leike? Dann haben Sie also "Gut gegen Nordwind" gelesen, jene ungewöhnliche Liebesgeschichte, in der sich zwei Menschen, die einander nie gesehen haben, per E-Mail rettungslos verlieben. Zweitens: Für Sie ist die Geschichte von Emmi und Leo und ihrer unerfüllten Liebe abgeschlossen. Mag sein. Aber nicht für Emmi und Leo! Drittens: Sie sind der Ansicht, dass die Liebenden zumindest eine einzige wirkliche Begegnung verdient hätten und der Roman eine zweite Chance auf ein anderes Ende? Bitte, hier haben Sie's! Viertens: Sie haben keine Ahnung, wovon hier die Rede ist? Kein Problem. In diesem Buch erfahren Sie alles: von Leos Rückkehr aus Boston, von Emmis Eheproblemen und von der siebenten Welle, die immer für Überraschungen gut ist.
   
Gestaltung:
Im Gegensatz zum ersten Teil gefällt mir dieses Cover hier recht gut, es ist schön beruhigend und passend und dabei gleichzeitig auch neutral und nichtssagend. 
Das Buch beinhaltet lediglich die Emails der beiden Hauptpersonen. Das bedeutet, dass man alles aus deren Umwelt und Leben ausschließlich aus den Mails erfährt. Es gibt hier auch keinen Prolog oder Zwischeneinschübe, alles besteht und existiert nur aus Emails.
Im Gegensatz zu Chatnachrichten, sind eMails doch "hochwertiger" geschrieben, so auch in diesem Email-Roman. Leo Leike und Emmi Rothner können sich toll ausdrücken (und das oft in kurzer Zeit, wie man an den Email-Headings erkennen kann). Den Schreibstil empfand ich als hochwertig und schön ausgeschmückt, aber auch stellenweise sehr humorvoll und leicht zu lesen.
   
Handlung & Charaktere:
Ja, was soll man zur Handlung sagen (welche Handlung?), denn es passiert an sich gar nicht so viel. Natürlich passiert außenrum einiges, aber der Leser ist nur Teil des Email-Verkehrs und da geht es eigentlich nur um die beiden und um ob und wie und wann und was und überhaupt.
Manchen mag das zu langweilig sein und nicht vielversprechend genug. Ich aber fand diesen über fast 3 Jahre andauernden Schreibverkehr der beiden sehr schön zu verfolgen, auch wenn zwischendrin vermeintlich nichts passiert. Es kam mir alles sehr realitätsgetreu vor, so wie ich mir eine Email-Freundschaft/-Liebesbeziehung auch tatsächlich vorstellen könnte. Trifft man sich? Ja klar, nein doch nicht, oder dann vielleicht doch? Wie sieht der andere aus? Will ich denjenigen überhaupt treffen, wenn ich doch schon seit langem ein eigenes Bild im Kopf habe? Bin ich dann nicht enttäuscht?

Emmi beispielsweise ist im realen Leben eher recht schüchtern und melancholisch, was ihr aber in den Mails überhaupt nicht anzumerken ist, da sie wie ausgewechselt scheint.
So lernen sich die beiden von jeweils ganz anderen Seiten kennen, so wie man sich niemals begegnen würde, wenn man sich träfe.
Oft gibt es monatelange Schreibpausen, aber los kommen sie nicht voneinander und so ist dem Leser schon schnell klar: die müssen einfach zusammen kommen. (Was dann natürlich aber erstmal ein riesen Gedöns und Hin- und Her ist...)

Durch das Lesen von Emails neigt man nach einer Weile dazu, Zeit und Betreff eher zu überlesen, aber ich will hier mal anmerken, dass gerade auch die Zeiten von Bedeutung sind!
Außerdem lernt man (oder ich zumindest) einige interessante Dinge übers Email schreiben, wie die Bedeutung von Klammern, Fragezeichen, Großbuchstaben etc. und wie ein anderer dies und jenes missverstehen oder anders interpretieren kann.

Emmi Rothner und Leo Leike haben mir sehr gefallen und auch wenn man sich als Leser hier doch eher außenstehend fühlt und nur Mails präsentiert bekommt, hatte ich doch das Gefühl beide zu kennen und sie passen so wunderbar zusammen. 
Das ewige Hin- und Her nervt schon auch teilweise, auch wie sie sich einfach ewig nicht eingestehen was sie denn nun wollen...

Fazit & Bewertung:
Alles in allem ist "Alle sieben Wellen" ein sehr schöner, kurzweiliger Roman, der einen auch selbst zum Sinnieren übers Glück, die Moral und das Leben anregt.

Eure Juma

1 Kommentar:

  1. Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen.
    Schreiben ist küssen mit dem Kopf.

    Das ist mein Lieblingszitat aus dem Buch.
    Und auch ohne diese Worte war der Roman ganz wunderbar zu lesen.

    Wer eMail-Romane prinzipiell gerne mag, kann auch mal folgendes ausprobieren.
    Scarlett und Dean - Träume werden wahr, wenn man sie gemeinsam träumt

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